Bobbahn mit Wetterschutz

Am 10.2.1977 wurde in Winterberg die weltweit vierte Kunsteisbahn für Bob und Rodel eröffnet. Bahnbetreiber ist bis heute die Erholungs- und Sportzentrum Winterberg GmbH mit den beiden Gesellschaftern Hochsaulerlandkreis (50%) und Stadt Winterberg (50%). Gesamtlänge 1.609 Meter, Kurvenradien von 16 bis 55 Meter und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 140 km/h – das sind die Zahlen der Olympia-Bobbahn. Sie deuten an, welche physikalischen Kräfte auf den Hochgeschwindigkeits-Eiskanal im Rennbetrieb wirken. Nach 35-jährigem Betrieb hat der Zahn der Zeit auch an dieser Anlage Spuren hinterlassen, die nunmehr beseitigt werden mussten. „Da im Jahr 2011 auch die gesamte Kühltechnik der Bahn ausgetauscht und modernisiert wurde, war es an der Zeit, das Gewand auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Dank der finanziellen Unterstützung von Bund und Land wurden entsprechende Geldmittel bereitgestellt, so dass die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen in mehreren Bauabschnitten realisiert werden können; zumal im Jahr 2015 die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft in Winterberg ins Haus steht“, schildert Architekt und Bauleiter Hans Jürgen Pultke. Betroffen hiervon sind unter anderem die vorhandenen Bahnüberdachungen, bestehend aus Stahlkonstruktionen im Verbund mit einer Holzunterkonstruktion, sowie einer Eindeckung aus Bitumen-Dachschindeln. Dieses Material war in Teilbereichen derart brüchig geworden, dass schon aus Sicherheitsgründen eindringende Feuchtigkeit in die Konstruktion und daraus entstehende Folgeschäden verhindert werden mussten. Die Auftragsstellung des Bauherrn an Architekt Pultke aus Dortmund war, bis zur Bob-Weltmeisterschaft eine wartungsfreie, langlebige aber auch moderne Fassade und Dachergänzung zu realisieren, für den ein fixer Kostenrahmen bereitstand. Zunächst galt es, ein Deckungsmaterial zu finden, das die maroden Bitumen-Schindeln gemäß den hohen Ansprüchen ersetzt. Zwar waren aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten wieder Bitumenschindeln im Gespräch, doch in der Planungsphase suchte Hans Jürgen Pultke auch nach anderen Materialien, die die erhöhten Anforderungen an die Lebensdauer und an eine wertigere optische Wirkung erfüllen. Werkstoff und Verlegesystem mussten ebenso an die geschwungenen Oberflächen entsprechend dem Geländeverlauf der Bahnüberdachung angepasst werden können. So gelangte eine Deckung mit kleinteiligen PREFA Schindeln aus falzbarem Farbaluminium ins Rennen.

Metall gewinnt das Rennen

Vorteil war, dass keine nötigen Abrisskosten der alten Bitumenschindeln entstanden, da sie für die PREFA Schindeln als regensichere Unterlage dienen konnten. Das Leistungsverzeichnis zur Sanierung der Dach- und Fassadenflächen mit Stehfalzbändern und Fassadenschindeln gelangte somit in die öffentliche Ausschreibung, bei der sich der ortsansässige Klempner- und Schiefer-Meisterbetrieb Menke aus Winterberg-Silbach durchsetzen konnte. Nach einer an der Bobbahn ausgeführten Materialbemusterung entschieden sich die Beteiligten für die Verwendung von PREFA Fassadenschindeln in Silbermetallic. Bei den Fassadenschindeln verbindet sich die rhombische Schindelform mit den mechanischen und optischen Werkstoffeigenschaften von Aluminium. Das gewählte Material und das kleinteilige System für die geschwungenen Wandflächen des Eiskanals werden aufgrund seiner Wartungsfreiheit sehr oft im alpinen Gelände verbaut. Die Schindel ist durch ihre vier Falze in Längs- und Querrichtung in sich geschlossen und bildet mit den Haftbefestigungen auf der Vollschalung einen fest verlegten Verband, der keine Angriffsflächen für auftreibenden Schnee und Regen und starke Stürme bietet. Außerdem passt sich die Schindel den komplexen Form- und Richtungsänderungen der Bobbahn an. Schneelasten, Schneeverwehungen und starke Winde führen weder zur Undichtigkeit noch zu Klappergeräuschen.

Meisterlich verlegt

Ob Sauerländer Schiefer oder Metallschindeln  - kleinteilige Dach- und Fassadensysteme zählen traditionell zu den Spezialitäten des Meisterbetriebs Menke. Aber dies ist noch nicht alles. Moderne Metallfassaden und Metalldeckungen aus handwerklichen Falzsystemen, die Erstellung von Bauornamenten sowie Heizung und Solaranlagen gehören ebenso zum Portfolio des Fachbetriebes. Mit seiner Frau Rita gründete Willi Menke 1978 das Unternehmen „Meisterbetrieb Menke“ mit derzeit elf Mitarbeitern. Nach bestandener Prüfung als Dachdeckermeister, Klempnermeister, Gas- und Wasserinstallationsmeister, Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister belegte er das Studium „Restaurator im Handwerk“ und wurde Mitglied in der Fachgruppe für Restauratoren im Handwerk e.V. Seit 1997 erstellt Willi Menke als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Arnsberg für das Klempner-Handwerk Gutachten und ist zudem Fachmann für Photovoltaik und Solarthermie. Sohn Michael Menke führt das Unternehmen seit Anfang 2004 in zweiter Generation. Er ist mittlerweile im Besitz von vier Meistertiteln: Klempner-, Dachdecker-, Installateur- und Heizungsbaumeister – und erhielt verschiedene Auszeichnungen im Rahmen der Ausbildung. Wir fragten Michael Menke, was die besondere Herausforderung bei der Bekleidung des Eiskanals war: „Ganz klar zwei Dinge: das enge Zeitfenster bis zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts und die engen Kurven. Vom Saisonende bis zur Aufnahme der Rennaktivitäten vergehen nur wenige Monate. Deshalb können wir tatsächlich nur in entsprechenden Bauabschnitten vorankommen. Aber bis 2015 werden wir das schaffen. Wir haben ja schon einige Tausende Schindeln verlegt und wissen, wie wir vorgehen müssen. Der Schwierigkeitsgrad der Eindeckung war, dass jede Kurve einen anderen Radius hat und dementsprechend auch in der Höhe unterschiedlich ist. Je enger die Kurve, desto höher aufgrund der Fliehkraft deren Konstruktion. Auch die Gefällesituation des Eiskanals brachte uns bei der Verlegerichtung der Schindeln zum Nachdenken. Mit einigen Tricks haben wir es aber geschafft, die werkseitige „Nach-Links-Deckung“ komplett durchzuhalten. So mussten wir die Schindeln nicht selber kanten.

Eiskanal im neuen Glanz

Die Schindeln für die Deckung haben die Abmessungen 420 mm x 240 mm und zeichnen sich durch eine zeitsparende Montage aus. Die Wetterbeständigkeit und Wartungsfreiheit waren die wichtigsten Kriterien für den Einsatz des Systems, da die Witterungswechsel von Winter zu Sommer am höchsten Punkt des Sauerlandes sehr extrem sind. Der kraftschlüssige Verbund stellt die Standfestigkeit des Systems bei mechanischen Belastungen und Bewegungen der Konstruktion während der Abfahrten der Bobs sicher. Durch die neue Fassade und Dachverkleidung wurde eine optische Aufwertung erreicht, die die Olympia Bobbahn heute nicht nur von innen zu einer der modernsten Bobbahnen weltweit macht. In den nächsten Jahren werden die Bauabschnitte zwei und drei ausgeführt, so dass pünktlich zur Bob-WM 2015 alle Sanierungsarbeiten an der Strecke abgeschlossen sind.