Das schwebende Dach von Zakopane
Jan Karpiel junior und Marcin Steindel übersetzen den traditionellen Zakopane-Stil in die Moderne. Sie setzen mit dem „Tatra-Haus“ einen Akzent und bringen die Materialien Glas, Beton und Aluminium in Harmonie mit Holz, das das dominierende Element im polnischen Wintersportort ist. Der Zakopane-Stil ist dem Heimatstil der Alpenländer ähnlich und damit stark von Holzbaukunst geprägt. Zeitgenössische Häuser findet man wenige. Jan Karpiel und Marcin Steindel ändern das: „Wir möchten Zakopane ein neues, modernes Aussehen verleihen“, sagt Jan Karpiel junior. Das „Tatra-Hause“ zeigt mutig in diese Richtung.
Das „Tatra-Haus“ ist ein Wochenendhaus am Ortsende von Zakopane, mit einer einzigartigen Aussicht auf die Berge der Hohen Tatra. Diese Aussicht steht im Mittelpunkt des Konzepts. Sie ist das Attribut des Hauses. Der Blick auf die Berge sollte so wenig wie möglich eingeschränkt werden. Karpiel und Steindel haben die gesamte Südfront verglast. Die Scheiben sind im Boden und an der Decke mit eingelassenen Schienen montiert. Damit kann man diese völlig verschwinden lassen und der uneingeschränkte und atemberaubende Blick auf die höchsten Berge Polens wird ermöglicht. Das steile Dach in seiner klassischen Form scheint dann wie von Zauberhand zu schweben.
Neben dem Glas an der Südfront wird bei diesem Haus Holz zusammen mit Beton und Aluminium verarbeitet. Diese Materialien transportieren den verstaubten Zakopane-Stil mit in die Gegenwart. Heute ist das Haus vielfach ausgezeichnet und ein markanter Punkt im polnischen Wintersportort. Bei der Errichtung war die Stimmung kontroversiell. „Das Haus ist anders. Das sind die Menschen hier nicht gewohnt“, erzählt Marcin Steindel. Angrenzend zum Anwesen steht eine kleine Kirche, die Häuser in der Umgebung sind alle mit Holz und Stein im klassischen Stil gehalten. „Beton dagegen ist eine Art moderner Stein“, so der Architekt. In den Proportionen passt das Haus gut zu seinen Nachbarn.
„Das alles ist eine neue Sprache der Architektur“, betonen Karpiel und Steindel. „Es ist mutig. Für manche zu mutig.“ Doch mit dem „Tatra-Haus“ haben sie ihren eigenen Stil, ihre Signatur, entwickelt. Mittlerweile erfreut sich dieser Stil einer großen Nachfrage. „Wir bekommen viele Kundenanfragen. Sie kennen unseren Stil, und sie wollen diesen Stil“, erzählt Karpiel, der weiß, dass der Weg dahin schwer war. „Wir mussten die Meinung und die Ansicht der Menschen hier ändern.“
„Die Architektur ist gut für diese Region“, sind die Architekten von ihrer Vision überzeugt. Der Werkstoff Aluminium spielt bei ihren Objekten eine immer größere Rolle. Sie arbeiten gerne damit. „In Polen gibt es nur Stahl“, erzählen sie. Aber Aluminium hat wesentlich bessere Eigenschaften und kann vielfach eingesetzt werden. Das aufsehenerregende Dach des „Tatra-Haus“, das das erste seiner Art in Zakopane ist, wurde mit PREFALZ mit der Oberfläche P.10 in Anthrazit realisiert.
Für die Umsetzung des PREFA Daches war Marcin Uroda verantwortlich. Er ist Handwerker, Spengler und Geschäftsführer von Blacharstwo budowlane Uroda Macin. „PREFA Aluminium ist viel besser als Stahl“, weiß Uroda. Es ist vor allem flexibler und rostet nicht. Das sind wertvolle Eigenschaften für die neue Architektur und die durchaus widrigen Witterungsverhältnisse in der Hohen Tatra. Im kalten Winter 2018/19 hatten sie im Tal bis zu 1,80 Meter Schneehöhe. Marcin Uroda hat rasch gelernt, mit dem PREFA Material umzugehen. Neben der Flexibilität sieht er das Komplettsystem als großen Vorteil des umfangreichen Angebots. „Die einzelnen Teile passen perfekt zusammen“, betont Uroda. So war es vielleicht die größte Herausforderung, die Umgebung und die Nachbarn von dem Projekt zu überzeugen, denn die technische Umsetzung barg keinerlei Schwierigkeiten für den Dach- und Fassaden-Profi. Heute ist das „Tatra-Haus“ nicht mehr das einzige mit Aluminium-Dach.